Pflegequalität Hannover

Modelprojekt: Pflegequalität Hannover

Pflegequalität Hannover

Modellprojekt Pflegequalität Hannover

Im Modellprojekt wurden regelmäßig Gesundheitsindikatoren von den Bewohnern aus den beteiligten Einrichtungen der stationären Altenpflege erhoben sowie Bewohner- und Angehörigenbefragungen durchgeführt. Das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Bielefeld unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Wingenfeld, der maßgeblich die zugrundeliegenden „Indikatoren zur Beurteilung von Ergebnisqualität in der stationären Altenhilfe“ im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums und des Bundesministeriums für Senioren, Familie, Jugend entwickelt hat, begleitete das Modellprojekt wissenschaftlich.

Ziele
  • Messung der Ergebnisqualität in den Einrichtungen
  • Qualitätssteigerung durch abgeleitete Maßnahmen
  • Steigerung der Transparenz zur Qualität in der Pflege
  • Mitwirkung an der künftigen Systematik zur Qualitätsmessung

Projektpartner*innen
  • Gesundheitswirtschaft Hannover e.V. (Projektträger)
  • Region Hannover
  • Landeshauptstadt Hannover
  • Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW)
  • AOK Niedersachsen
  • VDEK
  • MDK Niedersachsen

In diesen neun Einrichtungen der stationären Altenhilfe wurde das Modellprojekt durchgeführt:
  • Altenzentrum St. Aegidien
  • DRK Alten- und Pflegeheim, DRK Schwesternschaft Clementinenhaus
  • Haus Eichenpark, ProSenis GmbH
  • Margot Engelke Zentrum, Landeshauptstadt Hannover
  • Pflegehaus Hannover-Ricklingen, Gesellschaft für Dienste im Alter mbH
  • Pflegezentrum Heinemanhof, Landeshauptstadt Hannover
  • Seniorendomizil am Lönspark, ProSenis GmbH
  • Seniorendomizil im Meerbachbogen, ProSenis GmbH
  • Stephansstift, Haus Stephansruh, Dachstiftung Diakonie

Projektinhalte
Das Projekt teilte sich in zwei Zeiträume:
-    Phase I Mitte 2015- Mitte 2017
-    Phase II Mitte 2017 – Mitte 2019
Es beinhaltete verschiedene methodische Komponenten:


Erhebung von Gesundheitsindikatoren
Die Methodik beinhaltet eine Vollerhebung der Gesundheitsindikatoren durch geschulte Pflegekräfte auf Basis eines Fragebogens. Pro Jahr wurde sie zwei Mal durchgeführt (im März und im September). Die Ergebnisse wurden vom Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld ausgewertet. Auf dieser Datenbasis konnten sowohl die Entwicklung im Zeitverlauf analysiert werden als auch ein Längsschnittvergleich im Benchmark sämtlicher Pflegeeinrichtungen, die das System einsetzen, erfolgen. Die Indikatoren stammen aus sechs Bereichen:
  • Erhalt und Förderung von Selbständigkeit
  • Schutz vor gesundheitlichen Schädigungen und Belastungen
  • Unterstützung bei spezifischen Bedarfslagen
  • Wohnen und (hauswirtschaftliche) Versorgung
  • Tagesgestaltung und soziale Beziehungen
  • Ergebnisse und Zusammenarbeit mit Angehörigen

Bewohner*innenbefragungen
Die Bewohner*innen wurden durch Pflegekräfte einer fremden Einrichtung befragt. Damit wurde vermieden, dass die Antworten der Bewohner*innen sich an der sozialen Erwünschtheit orientierten. Die Befragung erfolgte im Rotationssystem innerhalb von Einrichtungen.


Angehörigenbefragungen
Zudem wurden die Angehörigen schriftlich befragt. Der Fragebogen wurde entweder postalisch zugeschickt oder persönlich überreicht. Die Ergebnisse wurden z.B. bei Angehörigenfrühstück vorgestellt.


Externe Plausibilitätsprüfung durch den MDK Niedersachsen
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung Niedersachsen prüfte als externe Instanz die Erhebungen auf Plausibilität. Dabei wurden etwa vom IPW benannte Einzelfällen überprüft. Es erfolgten Beratungsgespräche, die aber in keiner Verbindung zur Regelprüfung standen.


Datenauswertungen und Reflexion der Ergebnisberichte in Regionalgruppen
Die Daten werden ausgewertet, und die Ergebnisberichte trägerübergreifend reflektiert.


Projektergebnisse
  • Das System ermöglicht eine differenzierte Betrachtung von Pflegequalität und bietet das Potenzial für Verbesserungen (Beispiele: Synergie zur Pflegevisite, Wäschebedarf,…).
  • Ergebnisberichte bedeuten Feedback für die Mitarbeiter*innen, wirken motivations- und qualitätssteigernd. Das Vorgehen trägt zur Mitarbeiter*innenbindung bei.
  • Es wird eine Erhöhung der Sensibilität im Umgang mit Qualitätsfragestellungen berichtet. Die Bewohner*innen rücken in den Mittelpunkt.
  • Die Ergebnisse geben Hinweise zur Optimierung und Steuerung für die Einrichtungsleitung und Führungskräfte.
  • Das Indikatorensystem bildet die Basis des neuen MDK-Prüfsystems. Die am Projekt beteiligten Einrichtungen sind gut vorbereitet.
  • Die Ergebnisse scheinen potenziell zur Publikation für Bewohner*innen und Angehörigen geeignet.

Fazit
  • Das Indikatorensystem berücksichtigt die Gesundheitssituation, die Selbständigkeit der Bewohner*innen und soziale Aspekte der Lebensqualität: Damit erscheint es gut geeignet, die (Ergebnis-)Qualität von Pflege messbar zu machen.
  • Der Einsatz des Systems erfordert Fach- und Methodenkenntnis und bedeutet für die Pflegeeinrichtungen einen hohen Initiierungs- und Betriebsaufwand.
  • Die Umsetzung des neuen MDK-Prüfsystems ist für alle Beteiligten herausfordernd.
  • Die Ergebnisse müssen differenziert betrachtet und bewertet werden. Sie bieten Potenzial und Risiken zugleich.
  • Im Sinne der Transparenz werden vereinfachende Darstellungen der Ergebnisse für die Öffentlichkeit benötigt.
  • Das Indikatorensystem kann einen Beitrag zur guten Pflege leisten.

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